KV – Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig e.V.


S
Συμπόσιον
Symposion
13.6. — 25.7.2020

Heike Geissler
Antye Guenther
Sidsel Meineche Hansen
Emanuel Mathias
Agnes Meyer-Brandis
Alexander Pannier


Mit dem Symposion als Auftakt der K—V Enzyklopädie zum Thema Wissen wird durch eine Ausstellungs- und Veranstaltungssituation der Versuch einer Rekonstruktion eines Begriffs unternommen, der heute – nicht zuletzt im Kunstkontext – ein institutionalisiertes und ritualisiertes Format der Wissensproduktion beschreibt.  Im ursprünglichen Sinne des griechischen Symposions als eine kollektiv-ästhetische Erfahrung stehen in dieser Ausstellung nicht diskursive Expertise, sondern künstlerische Praxen im Dialog. Hinterfragt werden Bedingungen und Methoden der Wissensproduktion wie gleichermaßen deren Rezipierbarkeit. Während die eingeladenen Künstler:Innen die Adaption (natur-)wissenschaftlicher Betrachtungsgegenstände und Instrumentarien eint, kommt deren Neuperspektivierung in ganz unterschiedlicher Weise zum Ausdruck: Die als artistic research virulent gewordene künstlerische Aneignung genuin wissenschaftlicher Topoi erfährt in dieser Ausstellung auch eine poetische Konnotation: Die Erwartungshaltung gegenüber Expert:Innentum ist Gegenstand von Heike Geissler literarischer Auseinandersetzung mit dem Orakel von Delphi. Agnes-Meyer Brandis verknüpft Methoden der naturwissenschaftlichen Forschung experimentell mit Momenten des Imaginativen während Emanuel Mathias Darstellungskonventionen des wissenschaftlichen Betriebs hinterfragt. Antye Guenther entrückt Neurobilder und Fiktionalität der Wissenschaft, reflektiert (nicht) biologische Intelligenz und neoliberale Körperwahrnehmung. Bildgebenden Verfahren der Medizin entlehnt stellen Sidsel Meineche Hansens Simulationen vielmehr neurologische Erzählung denn diagnostisches Werkzeug dar und Alexander Pannier wiederum fragt nach der Übersetzbarkeit der Realität ins Virtuelle im Zuge der (fotografischen) Bildproduktion.

Als konstitutive Bedingung von Wissen provoziert Architektur Raum für soziale Interaktionen und direkte Kommunikation. Die für die Ausstellung entwickelte Szenografie referiert dabei auf das Symposion im Sinne von Platon, einem geselligen Gastmahl und Trinkgelage. Sie lässt neue Räume im Raum entstehen, in denen die Beteiligten in verschiedenen Redebeiträgen ihre unterschiedlichen Ansichten entwickeln und in Beziehung zueinander setzen können. Die Covid-19 Krise verdeutlicht den Wert direkter Begegnungen in radikaler Form. Unter der Prämisse, dass Kunst Formen von Wirklichkeit hervorbringt, stellt sich die Ausstellung Symposion dieser Situation – und bietet andererseits einen sozialen Rahmen zum Verweilen an um dynamischen Austausch herzustellen, Erfahrungen zu teilen und um leisere Stimmen sprechen zu lassen.






Die Ausstellung Symposion ist Teil des Jahresprogramms K–V Enzyklopädie.